Wenn es in Wien mehr als eine halbe Million Menschen gibt, die ihr Heim im Wiener Gemeindebau gefunden haben und jede vierte bewohnte Wohnung sich im Eigentum der Stadt Wien befindet, haben wir es mit einem Kulturgut zutun, dessen individuelle und kulturstiftende Bedeutung nicht von der Hand zu weisen ist. Ebenfalls verdienen es der Bau und insbesondere seine BewohnerInnen, nach außen hin ein gesellschaftlich differenzierteres Bild zu erhalten, das sie fernab von sozialen Klischees und Randgruppen einfängt und präsentiert. Gemeindebau in Wien ist keine Randerscheinung, sondern Normalität.
Durch seine einzigartige Struktur und Organisation, generiert der Gemeindebau kulturelle Eigenheiten, die ein Zusammenleben unterschiedlicher Generationen und Menschen überhaupt erst möglich macht. Der private, dörfliche Charakter innerhalb der Großstadt und eine Vielzahl von sozialen Aktivitäten zeichnen das gemeinschaftliche Leben im Gemeindebau aus. Dieses kulturelle Umfeld kann ganz selbstverständlich
auch eine Brutstätte für künstlerisches Potenzial sein und als solches erkannt werden. Die jungen Kreativen präsentieren mit „Ich lebe im Gemeindebau“ ein neues und selbstbewusstes Bild vom Leben im Gemeindebau. Elf Künstler, die selbst im Gemeindebau groß geworden sind, zeigen mit unterschiedlichen Zugängen und Arbeiten neue Perspektiven auf. Mithilfe von Fotografie, Video, Installationen oder Textbeiträgen erforschen sie den Zusammenhang zwischen den drei Eckpfeilern Mensch – Bau – Kunst. Ebenfalls im Rahmen dieses Projektes ist das beliebte Wiener Gemeindebau Quartett entstanden.
Die Wanderausstellung mit den künstlerischen Arbeiten wurde im Theater im Rabenhof eröffnet und in der Folge im Floridsdorfer Trillerpark, in den Räumlichkeiten der Gebietsbetretung 4/5 und im Brigittenauer Café Frame präsentiert.