Projekte.

Das Jubiläumsjahr 2005 war für Österreich von großer Bedeutung. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit standen 60 Jahre Befreiung vom Faschismus, 50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft. Zur großen Geschichte und den staatstragenden Ereignissen des Landes, wurde mit dem Projekt „Speicher für Geschichten“ ein Gegenpol gesetzt, der seinen Fokus auf persönliche Alltagsgeschichten richtet und somit ein Stück gemeinsamer Zeitgeschichte festhält.
In Form eines wandernden weißen Kubus wurden Erinnerungen, Hoffnungen und Wünsche der Stadtbewohner gesammelt und mittels neuer Technologien zugänglich gemacht. Ziel des Speichers war es, das kollektive Gedächtnis der WienerInnen festzuhalten und die persönliche Sicht auf die Vergangenheit, aber auch Perspektiven für die Zukunft offenzulegen. Der neutrale white cube diente dabei sowohl als virtueller Zeitspeicher als auch als Projektionsfläche. In ihm wurden Gespräche mit BewohnerInnen, PassantInnen und Interessierten aufgezeichnet, editiert und sichtbar gemacht. Die gespeicherten Geschichten wurden auf RFID-Chips übertragen, mit einem Foto und biografischen Notizen der TeilnehmerInnen versehen und im Raum verortet. Die BesucherInnen konnten die Gespräche mithilfe von Taschencomputern abrufen und sich ihr eigenes Bild der Geschichte machen.
Als Behältnis für die „Ausstellung in progress“ wanderte der Kubus durch fünf Wiener Außenbezirke, bevor er Ende Oktober am Karlsplatz haltmachte. Es entstand ein umfassendes Archiv persönlicher Geschichten jenseits der politisch und medial inszenierten Ereignisse des Landes. Der gefüllte Erinnerungswürfel wurde schließlich an das Historische Museum Wien übergeben.
Wien, 2005